Im Stall sollen sich die Tiere wohl fühlen und für den Betreuer soll es eine Freude sein, darin zu arbeiten.
Der Standort
Ein fester Stall sollte möglichst in der unmittelbaren Nähe des Wohnhauses liegen. Es braucht schon sehr viel Idealismus, zu jeder Jahreszeit, auch bei Regen und Schnee und Dunkelheit einen längeren Weg zu seinen Schützlingen unter die Füsse zu nehmen. Muss man sich dann noch mit einer Taschenlampe behelfen, weil der elektrische Anschluss fehlt, kann das die Freude am Wollschwein sehr schnell dämpfen.
Man wird sich also nach einem geeigneten Standort in Hausnähe umsehen. Im Idealfall ist dies eine Scheune oder ein Stall, denn dort sind Strom und Wasser in der Regel bereits vorhanden.
Innerhalb des Gebäudes wird man die Buchten so platzieren, dass sie an einer Aussenwand liegen, um einen direkten Zugang zum Auslauf zu ermöglichen. Natürlich sind auch andere Punkte wie vorhandene Fenster, Türen oder die Lage der Güllengrube zu beachten.
Bei den folgenden Zahlen handelt es sich um Minimalanforderungen. Wenn immer möglich sollte man mindestens die Empfehlungen der kagfreiland (Konsumenten-Arbeitsgruppe) berücksichtigen. Ein Merkblatt über die Anforderungen an die kagfreiland-Haltung für Schweine findet sich im Anhang.
Die in der Tierschutzverordnung festgelegten Mindestabmessungen für die Schweinehaltung
Ferkel – 25 kg | Schweine 25 – 60 kg | Schweine 60 – 110 kg | Sauen | |
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Fressplatzbreite pro Tier bei Gruppenhaltung | 18 cm | 27 cm | 33 cm | 40 cm |
Liegefläche pro Tier in Buchten mit separatem Kotplatz | 0.25 m2 | 0.40 m2 | 0.60 m2 | 1.1 m2 |
Abferkelbuchten | 5.5 m2 |
Der Boden
Die wichtigste Anforderung an den Stallboden ist die Rutschfestigkeit. Der Abrieb darf zu Beginn ruhig etwas grob sein (mit dem Besen verstrichen), denn durch die Einwirkung von Kot und Harn wird der Boden schnell rutschig. Das kann insbesondere bei älteren oder hochtragenden Tieren zu Verletzungen führen. Auch für Rangordnungskämpfe, die entstehen, wenn ein neues Tier in die Gruppe eingeführt wird, ist ein rutschfester Boden wichtig, um Verletzungen zu vermeiden. Will man in einem solchen Fall möglichst sicher gehen, streut man ein paar Handvoll Sand auf den Boden. Eine Isolation des Bodens erübrigt sich, wenn der Liegebereich gut eingestreut ist.
Der Buchtenboden soll leicht zu reinigen sein. Ideal ist ein leichtes Gefälle gegen den Mistgang hin, damit keine Harnpfützen entstehen (ca. 10%).
Baumaterial
Als Baumaterial eignet sich vor allem Holz, da es relativ billig und leicht selber zu verarbeiten ist.
Die Bretter für die Buchtenwände sollen mindestens 3 cm dick sein, bei einer Länge von höchstens 2,80 – 3,00 m. Es empfiehlt sich, die Eckpfosten – seien es Rundholzstangen oder Kanthölzer – mittels eines Balkenschuhes im Boden zu verankern. An der Decke kann man sie wenn nötig mit zwei Keilen fixieren.
Manchmal kann man aus einem Abbruch oder einem Umbau ganze Fressplatzeinheiten mit Stahlrohrabschrankungen günstig erwerben. Eine solche Anschaffung lohnt sich: Sie ist billig und sehr dauerhaft.
Ebensogut kann man aber die vordere Abschrankung über dem Trog aus Holz auch selber machen. Um Auseinandersetzungen am Fressplatz zu vermeiden, kann man in regelmässigen Abständen über dem Trog sogenannte Kopfblenden anbringen. Diese können aus Holz, Stahlblech oder anderem geeigneten Material bestehen. Auf jeden Fall müssen die Kanten sauber gearbeitet sein, damit sich die Tiere nicht verletzen können.
Als Tröge eignen sich halbierte Steinzeugrohre, wie sie manchmal für das Abwasser benützt werden. Sie sind zwar nicht billig, dafür aber Säurebeständig, sehr langlebig und lassen sich spielend sauber halten. (Man kann sich Tröge auch bei einer Stallbaufirma in den verschiedensten Ausführungen besorgen.)
Stallklima / Licht
Es muss darauf geachtet werden, dass genügend Frischluft in den Stall kommt. Dabei darf aber keinesfalls Durchzug entstehen. In diesem Zusammenhang sei auf die Vorteile des Offenstalles hingewiesen. Ein solcher Stall hat nur drei geschlossene Aussenwände. Die vierte Wand kann zur Hälfte oder mehr offen sein. Das wirkt sich sehr positiv auf das Stallklima aus, bringt den Tieren die verschiedensten Aussenreize und senkt die Baukosten des Stalles erheblich.
Schweine reagieren auf hohe Temperaturen viel empfindlicher als auf tiefe, vorausgesetzt, sie verfügen über eine eingestreute Liegefläche.
Besonders hochtragende und laktierende Sauen haben grosse Mühe mit hohen Umgebungstemperaturen, da die eigene Wärmeproduktion in dieser Periode sehr hoch ist. Hingegen brauchen die Ferkel in den ersten Lebenswochen sehr viel Wärme. In einem guten Haltungssystem ist es der Sau möglich ein Wurfnest zu bauen und so für genügend Wärme für ihre Ferkel zu sorgen. Im Extremfall kann man mit einer Wärmelampe nachhelfen. Die Muttersau selber soll die Möglichkeit zur Abkühlung haben, sei es in der Suhle oder mindestens auf kühlendem, evt. nassem Betonboden.
Das Schwein ist überwiegend tag- und dämmerungsaktiv. Fenster oder nur teilweise geschlossene Wände sollen deshalb den Stall tagsüber so hell machen, dass man ohne elektrisches Licht darin arbeiten kann.
Zwei Haltungssysteme als Beispiel
- Familienstall mit Auslauf und separater Eberbucht: Möchte man seine Schweine (2 – 4 Sauen mit Eber und entsprechendem Nachwuchs) in einer Gruppe halten, müssen einige Punkte unbedingt beachtet werden:
- Die Muttertiere müssen für die Geburt einen eigenen Platz bekommen, wo sie ihr Wurfnest bauen und ihre Jungen ungestört zur Welt bringen können. Dieser Platz liegt im Idealfall aussen an der Familienbucht, so dass er nach Bedarf abgeschlossen oder der Gemeinschaftsbucht angegliedert werden kann. Im Notfall tut es aber auch eine völlig separate Bucht.
- Es kann manchmal vorkommen, dass Sauen, die etwa zur gleichen Zeit ferkeln, einander die Ferkel stehlen. Wenn dieses Problem auftritt, ist eine Isolation der Muttertiere mit ihrem Wurf während der ersten Tage nach der Geburt unerlässlich. Danach sind die Ferkel auf ihre Mutter geprägt und ein gegenseitiges Stehlen ist nicht mehr zu befürchten.
- Wenn der Eber sich uneingeschränkt in der Familienbucht bewegen kann, wird er der alleinige Herrscher am Futtertrog sein und somit innert Kürze verfetten. Dies wirkt sich aber schlecht auf die Reproduktionsrate aus.
- Der Eber muss deshalb eine eigene kleine Bucht bekommen, wo er separat gefüttert werden kann. Es ist auch sehr praktisch, wenn man ihn für bestimmte Arbeiten in der Bucht (Tierarztbesuche u.ä.) aussperren kann, insbesondere wenn es sich um ein unfreundliches Tier handelt.
- Die Jungtiere müssen separat zugefüttert werden können. Dies lässt sich leicht mit einem Ferkelschlupf lösen. Dazu trennt man einen Teil der Bucht so ab, dass nur die Ferkel hineingelangen können.Zur Ausmast sollten die Jungtiere separat eingestallt werden. Auch in der Ausmastbucht macht es sich bezahlt, die Tröge mittels Blenden zu unterteilen und auch hier muss der Liegebereich eingestreut werden. Eine solche Familienbucht kann ohne weiteres in einem Offenfrontstall eingebaut sein. In einem Offenstall ist eine ausschliessliche Stallhaltung durchaus zu vertreten. Schliesslich verfügt nicht jeder, der Wollschweine halten will, auch über genügend Boden für den Weidegang.
- Hüttenhaltung: Eine weitere Haltungsmöglichkeit, die sich besonders für Ackerbaubetriebe eignet, bietet die Hüttenhaltung mit Eingliederung der Schweine in die Fruchtfolge. Dabei werden die Behausungen der Schweine nach der Ernte auf Getreide- oder Hackfruchtäcker gebracht, um die Tiere so Nachlese halten zu lassen. Man kann mit diesem System aber auch eine gute Weidewirtschaft betreiben. Für die Hütten kann fast jedes Baumaterial verwendet werden, solange die Unterkünfte robust, trocken und leicht zu transportieren sind. Geeignet ist z.B. Holz in Kombination mit Wellblech oder Polyester (halbierte Siloringe).
Merkpunkte rund um das Thema Stall:
- der Stall sollte möglichst in Hausnähe liegen, damit vereinfacht sich die Tierbetreuung
- die Buchten müssen gross genug bemessen sein (mindestens die Empfehlungen der kagfreiland beachten)
- der Stallboden muss rutschfest und leicht zu reinigen sein
- zum Stallbau verwendet man kostengünstiges, robustes Material, das man evtl. selber verarbeiten kann
- viel frische Luft und Tageslicht gehören in jeden Schweinestall
- der Familienstall und die Hüttenhaltung bieten attraktive Haltungsmöglichkeiten